Bild und Wort - Dezember 09
Ich traute mich nicht, mir den Fernseher von hinten anzuschauen, wenn er lief, denn ich wollte keinenfalls mit den Bildern zusammenstoßen. Sie mußten ja schließlich zu ihrer Zeit ankommen...durch die Röhre...was ich nicht ganz verstand, denn wo war diese Röhre? Neugierde hatte mich dann doch einmal an die Hinterseite des Apparates getrieben, als er ausgeschaltet war, aber eine Röhre konnte ich dort nicht entdecken. Warum in aller Welt man es so nannte, war mir ein Rätsel.
Nun, als ich hier stand und die alte schwarze Box betrachtete, dachte ich an die Röhre. Ich schaute mich um, in der Gasse, ob jemand mich beobachtete, und dann trat ich gegen den alten Fernseher, erst zögerlich, dann fester, immer weiter bis schließlich der Bildschirm zersplitterte und in den Bauch des Kastens krümelte.
Nocheinmal schaute ich über meine Schulter, dann beugte ich mich hinunter, um besser sehen zu können, was der Schirm hinter sich zu verstecken hatte. Ich hielt ein paar staubigklebrige Kabel zur Seite, schielte tiefer in das technische Chaos und fand grauen Pflasterstein. Zunächst erstaunt, verstand ich bald, dass der hintere Teil des alten Gerätes nicht mehr bestand. Ich gab nicht auf und knieend wühlte ich weiter im Kabeldschungel bis ich etwas papierartiges fühlte...keine Röhre....und puhlte und zog: in meiner Hand lag eine alte Postkarte. Ihr Motiv war schon sehr verblichen, aber ich konnte noch die zahlreichen Bildchen einer Souvenierpostkarte ausmachen. Ich drehte meinen Fund herum und las:
28 und 2
Schottische Märchen
Monumente
*ein samisches Wort für »den Platz, nach dem man sich sehnt«
Morgen
Grimasst
durch Nächte
neue Wege
Cello
A.B. 17.12.09
unter uns
Montag, 21. Dezember 2009
rosa
Donnerstag, 17. Dezember 2009
in weißer Nacht
Mittwoch, 16. Dezember 2009
schneekinder
Dienstag, 15. Dezember 2009
bässe
Montag, 14. Dezember 2009
sonnenlicht
blasses grau
Samstag, 12. Dezember 2009
ein stück himmel
schwerelos
Freitag, 11. Dezember 2009
immer wieder
Montag, 7. Dezember 2009
Wenn Nächte zaubern
Donnerstag, 3. Dezember 2009
Jahresende
Freitag, 27. November 2009
Jahresende
Also
kauere ich
im Grau
unter schmutzigen Himmeln
durchhaucht
böeig Wind
glasige Glieder
weilst Dunkles zieht
unaufhaltsam
ein Nichts
vom Grund
aus blinden Pfützen
von baren Bäumen
zu ersticken
schon
der Vögel Sang
bald ertaubend
meine Stimme
bis Wort noch fällt
belanglos
erfrierend
ohne Klang
A.B. 27.12.09
Toxic
Samstag, 14. November 2009
verjährt
Im Sturm
Bild und Wort - November 09
Mittwoch, 11. November 2009
Bild und Wort März 2010
auf Blau
Treppen
hinauf im Runter
labyrinthisch
verloren
Weg verbogen
setzt
unvertraut
ein Fuß
vor den anderen
zögernd
die steigende Angst
illusionskantig
suche ich
durch Winkel
erschauere
‚vereschert‘
in Ecken
Kapitel
Donnerstag, 5. November 2009
perdu (verloren)
als dein blick
in meinen stieg
gewährte
der wind
dem sturm
weg
zu rauschen
aus tiefen
im bariton
mich durchbebend
ästend
von meiner hand
ein zeichen
so klein
dass es in deinem
augenschein
verschwand
Momente
Der Atem der Stadt
Mittwoch, 4. November 2009
Der Atem der Stadt
schwerelos
heute
als Sonnenstrahlen
dunkle Geschichten
übermalen
weltliche Sorgen
zwischen Pflastersteinen
grauen
überrannt
von beschwingten Beinen
noch
keine Wolke am Himmel
bis Regen
Gemüter erweicht
und Schlamm zieht
durch die Straßen
zum Winter
legt sich Übermut
A.B., Paris, Abbesses, 27.10.09
so sagst du
so sagst du
deine Seele
verweile
in dieser Stadt
und als ich sie dort fühle
entschwindest du
mir
dein Wort
ferner
mit jedem Schritt
um dich
entsteht
Mysterium
die Weite
unserer Welten
schafft unendlich
Wege
im Zwischenraum
wobei
ein Kreuzen
möglich bleibt
doch unvorhergesehen
A.B. Paris, Mosque, 27.10.09
Jeunesse
Jeunesse
also
reisten
traumgeladen
Koffer und Hutbox
über Grenzen
zogen durch Viertel
Rive Gauche
und tanzend
auf Dächern
La vie en rose
trage ich heute
die Kleider von damals
melancholiebestickt
vom Zwirn des Heute
trotz Batik
in Schwarz
Je ne regrette rien
A.B. Paris, Abbesses,
27.10.09
Warten
Warten
trommelt Ruhe
tageweise
schrillaut
durch die Jahre
und matschig tropft Sand
durch Stundengläser
denn
dein Wort
ausgerieselt
vor langer Zeit
trocknet keine Träne mehr
gräbt doch
weiter
durch Wanderdünen
nimmt Horizonte,
den Blick
aufs Meer.
A.B., Paris, Abbesses,
26.10.09
Wände
Wände
mögen es Hunderte sein
Räume
Betten
in ihnen
Leben
Liebe, Worte
zu Gast
auf Wegen und Gassen
gebaut
liegen,
wiegen auch
zwischen uns,
wenn ich die Jahre durchkämme
nur drei Straßen
doch Welten
bergauf
entfernt von dir.
A.B. Paris, Rue Toutorgueil, 26.10.09
Städtische Farbenlehre
Städtische Farbenlehre
Die Geräusche
der Stadt
trügen
und still
noch stiller
wird mein Innerstes
Gedanken fallen
einheitlich
und neue Muster
finden Farben
der Palette
so weit
unbekannt
das Grau
in seinen Pigmenten
gemischt
nicht immer
von
Schwarz und Weiß.
A.B., Paris, 25.10.09