Murmelbilder
Murmelbilder
In zehn Jahren,
sagtest du einst,
kennen wir uns nicht mehr.
Im Glasmurmelbild stand
unsere Welt auf dem Kopf.
Dort
schrieben wir
Liebesbriefe auf Pergament und
Gefühle in Schönschrift
auf Löschblätter.
Ich Marian –
du Robin, mein Held,
radelnd im Aprilregen,
händchenhaltend
im Raucherkino
bei ‚Crocodile Dundee‘.
Ich trug deine Armbanduhr,
schlief in deinem T-Shirt
neben der ersten roten Rose;
Freddy Mercury sang
‚Crazy little thing called love‘
nur für dich und mich.
Unsere Initialen bleiben bis heute
in einen Baumstamm geritzt.
A.B. 19.05.09
manchmal
manchmal
sehe ich
dich – Vater
in meinem Garten
Patiencen legend
in der Abendsonne
im Frieden
Kirschblütenregen
verweht
dieses Bild -
in mir
und ach
nur einmal
dein Räuspern
zu meinem Gedicht
dein Lächeln
in mein Gesicht
im Sommer
A.B. 17.+18.05.09
Bild und Wort 4 - durchgeknallt
durchgeknallt
in grau-blauer Leere
friere ich
unter
deinem Angesichte
noch
im fahlen Tageslicht
bleibt Zeit
zu richten
ein Lager
des Nachts
dein gläsernes Dunkel
strömt
in meine Glieder
wir erstarren
dünnhäutig
verstaubt und
zerbrechlich
ich finde keine Ruh
bei dir
warte
in kalter Hoffnung
auf das Licht
schade -
für dich kommt es
bestimmt nicht
A.B. 14.05.09
Vom Mond
Vom Mond
Des Abends auf einer Radeltour
fragst du nach Oma
sie starb einige Wochen zuvor:
„Wo ist sie denn jetzt?“
möchtest du gerne wissen,
„Weit weg und doch nah.“
Ich möchte es nicht erklären müssen.
Du schaust auf den Mond,
schon am Abendhimmel –
vielleicht bleib ich verschont,
heute vom Fragengewimmel.
Du winkst eifrig ins Licht,
doch hälst bald inne,
denn du weiβt ja nicht,
ob Oma, Goldfisch und Hund
sich vertragen,
ob sie wohl auch genug zum Essen haben.
„Sie haben es schon schön dort,
sind bestimmt alle glücklich,
schau genau hin,“ sag ich
und du lächlest hinauf –
nun ganz zuversichtlich.
A.B. 10.05.09
„Ist das schlimm...?“
Ist das schlimm...?“
fragst du mich
heute schon
zum Zeihundertsiebenundachzigsten Mal.
Ich sage
„Nein, das macht nichts!“
und du spielst weiter
mit der Puppe –
sie hat keine Kleider an.
„Muβ ich Sterben?“
kommt dann wenig später dran;
du hast am Filzstift geleckt
und bist sicher
hier fängt die tödliche Krankheit an.
Ich umarme dich lange
versichernd, schmunzelnd
und erinnere mich noch gut,
denn mit sieben Jahren
war auch ich auf der Hut:
kindliche Sorglosigkeit
trat dann zur Seite
die Unruh wuchs stetig
doch das Probieren ging weiter...
A.B. 10.05.09
in Paris
in Paris
zu erwachen
wenn Glocken
vom Montmartre
nah an meiner Seele
läuten
und verspielte Zweifel
rütteln
an meiner Geschichte
zu laut zum Erzählen
zu leise zum Vergessen
beginnen
Erinnerungen
an die Reise
durchs Land unserer Gefühle
auf Spiegelwegen
zu Fuβ
noch ohne Gepäck
zu weit weg
vom Heute
gepflasterter Straβen
A.B. 09.+10.05.09
Damals und Heute
Damals und Heute
Als du mir die Liebe ins Herz schriebst
merkte ich es nicht.
Auf meine Haut maltest du Worte,
deine Augen lächelten Hoffnung,
deine Hände in Ehrfurcht zögernd.
Ich versank im Rummel meiner Gefühle und
vergaß mich bei dir -
einfach so.
Als du gingst
verblieb
kristallen im Mondlicht
das Salz meiner verlassenen Tränen.
Und heute
in meiner Nächte dunkel Revier,
schreit meine Seele allein zu dir.
Damals fragte ich mich, ob Leute wie Du
Gedichte wie dieses jemals lesen.
Heute weiβ ich, dass Du es tust.
A.B. 09. + 10.05.09
Meteoritenschwarm
Meteoritenschwarm
Gedanken
an dich
tanzen
mit sich selbst
verwirbelt
im Schwindel
peitscht
mein Haar
verklebt von
Tränen
um Augen
verzweifelt suchend
in den deinen
schleudernd
falsche Ringe
von Fingern
zu ertasten
die Tiefe
deines Schlüsselbeines -
dort zu vergraben
unser Geheimnis -
gereist bis zum Herzen
verglüht
erst wenn
Sternschnuppenschauer
verklingen
A.B. 09.05.09
Gespräch
Gespräch
Im Gegenüber
als ich lächele,
halten deine Hände
sich zurück
Du fragst,
ob ich nochmal Kinder haben möchte.
Ich denke
an Deinen Sportwagen mit Notsitzen.
A.B. Paris 09.05.09
Fluggedanken
Fluggedanken
unter meinen Füβen
wimmeln Menschen
in rot-braunen Punkten
drumherum Linien
grün-beige Quadrate
im Schatten der Wolkentupfer
kochen sie Kaffee
derweil
esse ich einen Apfel
und frage mich
ob man noch im Himmel stirbt
beim Flugzeugabsturz
A.B. 09.05.09
Über - Mut
Über - Mut
zur Oberseite der Wolken
durch Turbulenzen
in schwindelnden Höhen
Ikarus Wahnsinn
neben mir zwei junge Mädchen -
diskutieren Geschlechtsverkehr
und ‚Wahre Liebe‘
in meinem Tagebuch lasse ich sie verstummen
A.B. 09.05.09
Read more...Die Musik meiner Kindheit
Die Musik meiner Kindheit
Durch den Süden Frankreichs
zogen wir,
luden zu Konzerten
in weiβen Kirchen
nicht fern vom Meer.
Im kühlen Dunkel
sangen wir Kantaten,
kindlich schillernder Sopran,
begleitet von Pauken und Trompeten,
getragen von unseres Chormeisters Hand.
Heimlich lutschend Kräuterkandis
beim Orgelritornell,
genossen auch wir,
gleich der hundert Augenpaare,
verzaubert,
in andächtiger Stille,
unseren geschulten Chor.
Laudate Jehovam
erklang
in Weihrauchdüften,
das Sonnenlicht,
bunt tanzend
von Glasrosetten
auf jungen Gesichtern.
Was einst musiziert
in Kirchengewölben,
klingt noch heute
im Herzen
als Musik meiner Kindheit.
Traum Kino Fahrt
Traum Kino Fahrt
zusammengerollt
in Jackendecken
die Knie am Kinn
fängt bei Nachtfall
im Rücksitz des R5
mein eigenes Kino an
vom Mondprojektor
scheint das Licht
auf Himmels Leinwand
lese ich
in schwarzen Wolken
ein dunkles Gedicht
Alleenbäume ohne Blätter
Spielen (die) Hauptrollen –
Gestalten dieses Gruselfilms
grinsen mich durchs Fenster an
Regen trübt die Linse nun
Wind kommt auf
reiβt an den Rädern
polternd durch die Geisterbahn
leise murmeln heisere Stimmen
das Radio rauscht
der Motor brummt
ich liege dort
doch kann nicht schlafen
Nachttraumfilme
sind selten bunt
A.B. 07.05.09
wen interessiert es....
Dienstag, 5. Mai 2009
wen interessiert es....
...daβ
meine Gedanken an dich
überschlagen
sich und
tanzen um mich
herum
tagein, tagaus
des Nachts
im Traume vorbei
an meiner Realität
erfassen Sätze
meine Sehnsuchtsworte
geschrieben in den Wind
zu rütteln an deinem Fenster
vermischt mit warmem Tränenregen
doch fürchte ich
du fühlst es nicht
A.B. 5.5.09
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Wechsel
Wechsel
Kirschbaumblüten
übermalen
mein heimaltlich
dunkles Gemüt mit
strahlendem Weiβ
beim
wohl – klingendem
Vogelkonzert
erhebt sich hinfort der
winterschmerzenden Sinne
hoch in die Lüfte
mit schwerem Flügelschlag
meine vertraute
Kindheitsmelancholie.
A.B. 4.5.2009
der Regen
der Regen
auf meiner Seele
peitscht
hassgeladen
Risse in meine Haut
im Dunkel
deiner Gefühle
zerreiβt meine Hoffnung
verbleibt
in blutigen Fetzen
fern
des Herzens
dort
verbraucht von
Ohn - Macht
sind gelähmt
mein Hände
angstzitternd
vor
Augen - Höhlen
A.B. 3.+5.Mai.2009
erkenntnis
Montag, 4. Mai 2009
im Handtaschenchaos
meines langweiligen Lebens
vergeben
erkranktes Lächeln
ohne Streben
zu dir
zu mir
nur Angst lebt
fort in meinen Sinnen
ihr nie mehr zu entrinnen
- furcht
meine Haut -
in Falten geschlagene
Erinnerungen
vergessen
das schwerelose Sein
A.B. 04.May 2009